Als Frau alleine ein Kind zu bekommen, ist in Österreich genau genommen nicht erlaubt. Das hat schon die Bürgerinitiative von Sabrina Krobath, die wir letztes Jahr unterstützt haben, kritisiert. Um ihren Kinderwunsch zu erfüllen, müssen alleinstehende Frauen für eine Samenspende ins Ausland gehen. Wie kann das überhaupt funktionieren? Ein Interview mit Dr. Barbara Leuchten und Barbara, Solomama, die nun auch ihren zweiten Sohn bekommen hat.
Willst du dich mit anderen Frauen zur Solomutterschaft vernetzen? Melde dich bei uns (info@diefruchtbar.at).
Die Fruchtbar: Liebe Frau Dr. Leuchten, wie funktioniert denn der Kinderwunsch im Ausland?
Auch wenn wir in Dresden sind, ist es eigentlich recht unkompliziert für Österreicher*innen. Das Erstgespräch kann natürlich als Videosprechstunde geführt werden. Dabei werden die medizinisch relevanten Faktoren abgeklärt – und dann kann es schon losgehen mit den Vorbereitungsmaßnahmen. Zuerst brauchen alleinstehende Frauen eine psychosoziale Beratung, um offene Fragen zu klären und auch Solomutterschaft aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Das kann ebenfalls online geführt werden. Der zweite wichtige Punkt ist die juristische Aufklärung, auch die ist online möglich. (Anm.: Diese Voraussetzungen sind im Samenspenderegistergesetz - Gesetz zur Errichtung eines Samenspenderregisters und zur Regelung der Auskunftserteilung über den Spender nach heterologer Verwendung von Samen - so vorgeschrieben.)
Die Fruchtbar: Und mit welchen Kosten muss ich als alleinstehende Frau rechnen?
Die Kosten liegen für eine Insemination bei 200 Euro, für IVF zwischen 4.000 und 5.000 Euro. Dazu kommt dann der Preis für den Spendersamen. Wir sind mit beiden großen Samenbanken in Europa in Kontakt: mit Cryos und mit der European Sperm Bank, aber auch mit der Berliner Samenbank. Die Spender werden dort ausgewählt, die Proben gekauft, bestellt und zu uns geliefert. Der Preis ist auch von der Samenbank abhängig, in Berlin ist der Einstiegspreis bei 1.000 Euro.
Die Fruchtbar: Wie schätzen Sie das denn ein: klappt es bei den meisten sofort? Wir sehen in der Selbsthilfegruppe selten aber doch auch alleinstehende Frauen? Katharina Horn (Beraterin für Solomütter) meinte auch, dass es oft recht schnell klappen kann?
Ja, ich muss sagen, es ist deshalb auch eine besonders schöne Tätigkeit. Die Zahl der alleinstehenden Frauen, die ihren Kinderwunsch erfüllen, steigt auf jeden Fall stetig an. Und bei vielen klappt es auch. Das sind oft Frauen zwar Frauen mit oder Ende 30, aber mit einem sehr gesunden Lebensstil und die Samen sind natürlich von hoher Qualität. Mein Eindruck ist nur, dass manche dann doch überrascht sind, wie anstrengend es alleine mit einem Baby ist.
Die Fruchtbar: Trotzdem hat sich Barbara als Solomama sogar für ein zweites Kind entschieden!
Liebe Barbara, wie bist du auf die Idee gekommen Solomama zu werden?
Barbara: Mit 36 habe ich mich von meinem damaligen Freund getrennt. Ich hätte gerne Kinder mit ihm gehabt, und dann habe ich mich ohne Partner und mit Kinderwunsch wiedergefunden. Für mich war klar, dass ich auf keinen Fall irgendeinen Vater für meine Kinder wollte. Wenn, dann sollte es auch der „Richtige“ sein, und dass der nicht vom Himmel fällt war mir klar. Die Zeit tickte und ich begann mich zu informieren wie es alleine klappen könnte.
Eine Arbeitskollegin erzählte mir, dass sie vorhatte nach Dänemark zu reisen um Solo Mama zu werden. Das war dann der Anstoß, dass ich mich auch über Kliniken in Kopenhagen zu informieren begann. Das meiste war im Internet leicht zu finden, es gibt recht gute Klinik Vergleichsseiten, das sind meistens Seiten aus Deutschland. Ich wusste dann, an welche Klinik ich mich wenden würde, war aber noch nicht soweit die Idee von der klassischen Familien inklusive Vater aufzugeben. Zwei Jahre und ein Partner später („ich habe schon ein Kind, ich will keines mehr“) war dann für mich klar, ich mache es alleine. Mit 38 Jahren kontaktierte ich die gewählte Klinik in Kopenhagen.
Es war dann doch überraschend aufwendig alle Untersuchungen in Österreich zusammenzutragen bis ich dann nach vier Monaten endlich das Erstgespräch führen konnte. Das Erstgespräch war über Skype, dabei wurde mir der Prozess genau beschrieben. Reisen musste ich nur zur tatsächlichen Insemination – ein 15 Minuten Termin – ansonsten konnte ich alles über Telefon bzw. Skype erledigen.
Beim 6. Versuch hat es dann geklappt und mein erster Sohn kam 2020 zur Welt.
Die Fruchtbar: Du hast ja jetzt auch ein zweites Kind alleine bekommen?
Ich hatte eigentlich nie daran gedacht, dass ich noch ein zweites Kind alleine kriegen würde. Ich habe es immer davon abhängig gemacht, ob ich noch jemanden kennenlerne. Nachdem wieder eine Beziehung in die Brüche gegangen war, fand ich mich in genau der Situation, die ich ja vermeiden wollte… unter Riesen-Zeitdruck, den richtigen Partner zu finden, hatte beim letzten Mal schon nicht geklappt. Ich konnte mich aber so gar nicht von meinen Babysachen trennen, und merkte: Mein Wunsch nach einem zweiten Kind ist schon recht groß. Genau diese Abhängigkeit vom „Schicksal“ wollte ich doch nicht. Und dann dachte ich „Egal. Ich versuche es einfach nochmals alleine. Ich habe ein gutes Netzwerk, warum sollte es nicht funktionieren können.“ Es war sicher eine riskante Entscheidung. Mir war klar, es gibt mindestens 100 Gründe dagegen. Aber es war eine Herzensentscheidung.
Die Fruchtbar: Wie bist du dann weiter vorgegangen?
Die ersten Versuche machte ich wieder in Kopenhagen, unter dem Motto, was einmal funktioniert sicher wieder. Ich hatte aber nun ein Kleinkind dabei, dazu kam, dass die Flüge seit Corona weit unflexibler zu buchen waren. Es gab weniger Flüge am Tag, und sie waren kurzfristig nicht buchbar. Nach vier Kopenhagen Reisen war ich mit meiner Energie am Ende. Ich wusste, dass in Deutschland mittlerweile die Kinderwunschbehandlung für Singles möglich war, also kontaktierte ich die Kinderwunschklinik in Dresden. Ich hatte ein sehr informatives Gespräch mit Dr. Leuchten und es war sehr unkompliziert, die Klinik zu wechseln. Die vier Reisen nach Dresden waren viel weniger aufwendig. Ich fuhr mit der Bahn, da es mit Kleinkind am angenehmsten ist. Wir mussten nur eine Nacht bleiben, und die Klinik war immer sehr flexibel mit den Terminen, so dass wir um 11h schon wieder im Zug Richtung Heimat unterwegs waren. Es war der 7. Versuch bei dem es diesmal klappte, tatsächlich wäre ich im nächsten Monat auf In Vitro umgestiegen. Das blieb mir dann glücklicherweise erspart. Im November 2023 kam mein zweiter Sohn gesund zur Welt. Er ist für unsere kleine Familie eine riesen Bereicherung und ich kann sagen, dass es die zwei besten Entscheidungen meines Lebens waren .
Die Fruchtbar: Ist es so wie du es dir vorgestellt hast?
Tatsächlich ist es derzeit sehr entspannt, das hätte ich gar nicht erwartet. Man muss also nicht immer vom Worst Case ausgehen, also in dem Fall wäre das für mich ein Schreikind gewesen. Es gibt ganz entspannte Babys, die ganz viel schlafen wollen . Aber die Herausforderungen kommen sicher noch