in unerfüllter Kinderwunsch hat viele verschiedene Gesichter. Selbst wenn man auf ganz natürlichen Weg schwanger werden kann, heißt dass noch lang nicht, dass dem Babyglück nichts mehr im Wege steht. Diese schmerzliche Erfahrung musste Linda, 37, nun schon mehrfach machen. In ihrem Gastbeitrag gibt sie Einblick, wie sich so ein unerfüllter Kinderwunsch anfühlt und wie sie damit umgeht.
Schon vor Monaten hab ich Christina einen Gastbeitrag über meinen Weg durch den unerfüllten Kinderwunsch versprochen. Ich hab es immer vor mir hergeschoben, weil ich insgeheim gehofft habe, dass ich doch eine Geschichte mit Happy End erzählen kann. Schließlich habe ich mich entschieden, darüber zu schreiben, wie sich eben so ein unerfüllter Kinderwunsch anfühlt.
Man lebt von Zyklus zu Zyklus, gefangen in einer immer wiederkehrenden Spirale aus Hoffnung, Zuversicht, Vorfreude, Erwartung, Enttäuschung, Traurigkeit und Verzweiflung. Oft drehen sich die Gedanken im Kopf nur um das Thema. Da rauszufinden und nicht zu vergessen, das ‚Hier und Jetzt‘ zu sehen und zu schätzen, kostet Kraft. Wenn man sich da nicht selbst rauszieht, verzagt man daran.
Dreimal dachten wir schon, wir werden Eltern. Jedes Mal stieg die Angst, die uns dabei begleitet hat, exponentiell an.
Dabei gehöre ich noch zu den ‚Glücklichen‘ die schwanger werden können. Die diese ganz besonderen, überwältigenden Momente erleben durften, einen positiven Schwangerschaftstest in Händen zu halten, die dieses unbeschreibliche Glücksgefühl erleben durften, den Herzschlag ihres Kindes im Ultraschall voller Liebe beobachten zu können, die sich über Karenzpläne Gedanken machen, im Geiste schon das Babyzimmer einrichten, zu jenen die sich schon ausmalen, wie sie die frohe Botschaft den Eltern, den Geschwistern, den Freunden verkünden… ja ,zu denen gehören wir. Drei Mal ging ich mit meinem Mann diesen Weg schon. Dreimal dachten wir schon, wir werden Eltern. Jedes Mal stieg die Angst, die uns dabei begleitet hat, exponentiell an. Wir gehören eben leider auch zu jenen paar wenigen Unglücklichen, laut Statistik sind es nur 1-3 %, die habituelle Aborte erleben müssen.
Untersucht wird erst nach der dritten Fehlgeburt, denn eine oder zwei passieren so oft, dass sich eine Abklärung da nicht lohnt. Selbst nach drei Fehlgeburten wird in 50% der Fälle keine behandelbare Ursache gefunden. Auch da gehören wir dazu, wir wurden komplett durchgecheckt und bei uns beiden ist alles in Ordnung. Die Diagnose lautet Pech. Dafür gibts keine Therapie.
Derartige Schicksalsschläge verändern einen. In unserem Fall haben uns diese Krisen noch mehr zusammengeschweißt und uns Demut gelehrt. Man nimmt nichts mehr als selbstverständlich und lernt, dass es Bereiche im Leben gibt, auf die man – trotz allergrößter Anstrengung und Willenskraft – keinen Einfluss hat. Man lernt die kleinen Dinge schätzen und bekommt eine wahrhaftige Ehrfurcht vor dem Wunder des Lebens.
Das Leben ist nun einmal nicht gerecht, aber in unserer wunderbar steuerbaren und oft kontrollierbaren Welt erleben wir das nur selten.
Überhaupt das Wort Kinderwunsch ist eine maßlose Untertreibung. Es geht hier nicht bloß um einen Wunsch, es geht um ein grundlegendes Bedürfnis, um ein Lebenskonzept, um eine Zukunft.
Der Kinderwunsch lässt sich durch Fehlgeburten nicht einfach vertreiben. Überhaupt das Wort Kinderwunsch ist eine maßlose Untertreibung. Es geht hier nicht bloß um einen Wunsch, es geht um ein grundlegendes Bedürfnis, um ein Lebenskonzept, um eine Zukunft.
Wir haben nicht nur diese drei kleinen Wesen, die aus unsere Liebe entstanden sind, verloren. Wir haben auch eine ganze Zukunft mit diesen Kindern verloren.
Dieses Bedürfnis Eltern zu werden ist stärker da als je zuvor. Der Wunsch, wieder schwanger zu werden ist riesig, die Angst genauso.
Wir Sterneneltern sind stark, in uns schlägt ein Löwenherz das uns die Kraft gibt für unsere Kinder alles durchzustehen.
Das erhoffte Happy End lässt noch auf sich warten. Vielleicht sieht unser Happy End auch ein bisschen anders aus. Wir leben nicht mehr nur von Zyklus zu Zyklus, neuerdings füllen wir Anmeldeformulare und Fragebögen fürs Jugendamt aus. Unser Kind hat nun auch die Möglichkeit über den Weg der Adoption zu uns zu finden. Es ist ein wunderbarer und aufregender, aber um nichts einfacherer, Weg.