Die 8. European Fertility Week (6. bis 12. November 2023) widmet sich 2023 dem Thema der psychologischen Unterstützung: “Minds Matter: Empowering Infertility Patients with Psychological Support". Hier findet ihr die Presseaussendung unseres Vereins und alle Informationen zur diesjährigen European Fertility Week!
Psychologische Unterstützung ist zwar im Fortpflanzungsmedizingesetz vorgesehen, doch in der Praxis werden Patient*innen im Zusammenhang mit künstlichen Befruchtungen dazu nicht ausreichend informiert. In einer Befragung von Fertility Europe mit 2.500 Teilnehmer*innen waren fast 80 Prozent der Befragten der Meinung, dass sie während ihrer gesamten Kinderwunschzeit psychologische Unterstützung von Fachleuten benötigen. Fast die Hälfte der österreichischen Patient*innen gab an, dass psychosoziale Aspekte aber niemals Thema bei Behandlungen waren.
“Einer von sechs Menschen weltweit ist von Unfruchtbarkeit betroffen. Trotzdem ist das Thema nach wie vor ein Tabu. Schwanger zu werden ist scheinbar die natürlichste Sache der Welt - umso größer sind Trauer und Scham, wenn es jahrelang - und auch trotz IVF - nicht klappt”, so MMag. Christina Fadler, Obfrau der Patient*innen-Organisation “Die Fruchtbar - Verein Kinderwunsch Österreich” in der Presseaussendung des Vereins. “Sich in dieser Situation Unterstützung zu suchen, ist besonders schwer - aber umso wichtiger, um die körperliche und seelische Belastung durch Hormone und durch die Behandlung gut zu überstehen.”
In einer Umfrage von Fertility Network UK gaben fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent) an, dass sie während der Fruchtbarkeitsbehandlungen unter Depressionen litten. 83 Prozent berichteten, dass sie sich oft besorgt, frustriert und traurig fühlten. Kinderwunschpaare leiden häufiger an Ängstlichkeit, Depressionen, Isolation, Ärger und Frustration. Nach einer erfolglosen Behandlung nehmen diese Probleme an Häufigkeit und Intensität deutlich zu (vgl. Kreuzer et.al 2018).
“Erst als ich selbst schwanger war, konnte ich Babies im Bus wieder anlachen und der Anblick von Schwangerschaftsbäuchen löste keine Hassgefühle in mir aus." Derartige Emotionen sind leider normal. "Gerade für die Arbeit in der Selbsthilfegruppe und für meine eigene psychische Gesundheit war es mir daher besonders wichtig, in meiner Kinderwunschzeit psychotherapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen”, betont Fadler. Die Kosten für diese Unterstützung sind jedoch meistens nicht Teil der Behandlung und müssen - zusätzlich zu den hohen Kosten einer In-Vitro-Fertilisation (IVF) oder Insemination - selbst getragen werden. “Die Fruchtbar” fordert eine kostengünstige bzw. kostenfreie Möglichkeit, psychotherapeutische Unterstützung im Kinderwunsch zu erhalten (https://diefruchtbar.at/unsere-forderungen/).
“Die Fruchtbar” hat für die European Fertility Week 2023, die unter dem Motto “Minds Matter: Empowering Infertility Patients with Psychological Support" steht, eine Liste mit speziellen Angeboten von Psychotherapeut*innen, Coaches und Berater*innen erstellt. Die Hürde, sich Hilfe zu suchen, soll dadurch kleiner werden. Die Liste ist hier am Blog www.diefruchtbar.at/blog abrufbar. Zusätzlich gibt es am 29. November einen Fertility Talk mit Franziska Ferber, die Kinderwunsch-Coach in Deutschland ist und spezialisiert auf den Abschied vom Kinderwunsch.
Fertility Europe ist die Dachorganisation der Patient*innen-Organisationen zum Thema Unfruchtbarkeit und unerfüllter Kinderwunsch in Europa. Alljährlich findet im November die European Fertility Week statt, die dieses Jahr das Thema psychologische Unterstützung hat. Am 7. November findet von 15 bis 16:30 ein Roundtable (hybrid) im Europäischen Parlament statt, mit MEP Eleni Stravrou (Zypern, EPP) und Estrella Dura Ferrandis (Spanien, S&D).