Seit 2006 engagiert sich Claudia Turek bei der Selbsthilfegruppe Regenbogen. In diesem Jahr hat sie ihren Sohn Dominik verloren und selbst Hilfe gesucht. Denn der Verein Regenbogen unterstützt Eltern, deren Babys durch Fehlgeburt, Abtreibung, Totgeburt oder kurz nach der Geburt verstorben sind. Kein leichtes Thema – doch umso wichtiger, gerade wenn es um den unerfüllten Kinderwunsch geht.
Christina: Claudia, was genau macht euer Verein und wie hilft er den betroffenen Eltern?
Ein großer Teil unserer Arbeit ist natürlich die Beratung. Wir beraten betroffene Eltern. Monatlich gibt es außerdem Gesprächsgruppen, die derzeit mit 2G+ stattfinden. Am Anfang der Pandemie haben wir hier vorwiegend online über Zoom gearbeitet, mittlerweile können wir uns zum Glück auch wieder live treffen – weil ich ausgebildete Trauerbegleiterin bin. Wichtig sind uns auch die Bastelnachmittage, die etwa 2x im Jahr stattfinden. Bei den Bastelnachmittagen werden Kerzen für die Sternenkinder gebastelt, Adventkränze und Blumengestecke fürs Grab. Das nächste Mal findet am Samstag, 9. April statt.
Wir beraten und unterstützen auch in Bezug auf die Bestattung. Da gibt es z. B. Sammelbestattungen für Babies mit einem Geburtsgewicht unter 500g. Wir arbeiten da mittlerweile auch sehr eng mit der Friedhofsverwaltung zusammen – die Pandemie hat das noch intensiviert. Plötzlich standen wir mit der begrenzten Teilnehmerzahl vor dem „Problem“, dass Sammelbestattungen normalerweise mit bis zu 120 Menschen stattfinden.
Als damals mein Sohn gestorben ist, war meine Hebamme wirklich sehr nett und engagiert – aber sie wusste nicht, wie sie mir weiterhelfen sollte. Mittlerweile haben wir selbst eine Erstinformationsmappe erstellt, die wir den Hebammen zur Verfügung stellen. Sie enthält die wichtigsten Informationen: Was hast du überhaupt gehabt – eine Fehl- oder Lebendgeburt? Davon hängt auch das Anrecht auf den Krankenstand ab, auf Wochen- und Kündigungsschutz. Weitere Punkte sind dann eben die Bestattung, eine Nottaufe, oder das Namensrecht. Gerade bei Gesetzen ändert sich natürlich auch immer wieder was. In der Informationsmappe informieren wir auch über Selbsthilfegruppen und geben Büchertipps.
Christina: Seid ihr österreichweit tätig?
Wir sind eine Wiener Selbsthilfegruppe und das allein sind schon 15 Abteilungen in den Wiener Spitälern. In Oberösterreich gibt es auch den Verein Pusteblume, in Kärnten Verwaiste Eltern. Aber wir informieren natürlich auch österreichweit. Wir machen das alle ehrenamtlich – derzeit sind das ca. 10 bis 15 Mitarbeiter*innen und Näher*innen, wir haben auch Praktikantinnen. Es gibt nämlich auch ein Nähprojekt für Babykleidung für die verstorbenen Kinder. Engagiert sind sowohl Frauen als auch Männer – sie alle sind selbst betroffen. Wir sitzen übrigens am Antonsplatz im 10. Bezirk, aber unsere Gesprächsgruppen finden im Nanaya (7. Bezirk) statt! Wir sind weiterhin, trotz Corona, für alle Betroffenen da.
Christina: Liebe Claudia, danke für das Interview!
Den Verein Regenbogen gibt es seit dem Jahr 1995 – gegründet wurde er von zwei Sternenmamas. Der World Wide Candle Lighting Day findet jährlich am 11. Dezember statt. Rund um den 2. Sonntag im Dezember gibt es auch immer Gedankmessen für verwaiste Eltern. Informationen zu den Veranstaltungen und Gedenkmesseren gibt es hier: https://www.shg-regenbogen.at/termine-2022/