Auf ein Soda Zitron mit Michaela Wendt vom Hebammen-Verein „12 Wochen“

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11/07/2022
Foto: privat

Gerade beim Kinderwunsch ist die Zahl allen ein Begriff - ist es doch ein ungeschriebenes Tabu, in den ersten zwölf Wochen von der Schwangerschaft zu erzählen. Denn viele Schwangerschaften enden in diesen ersten Wochen. Der Verein „12 Wochen“ setzt sich für Frauen* mit frühem Schwangerschaftsverlust in Österreich ein und bietet eine umfassende Beratung und Begleitung bei frühem Schwangerschaftsverlust. Linda von der Fruchtbar hat mit Michaela Wendt gesprochen, die selbst Hebamme ist und sich im Verein engagiert.

Linda: Was waren die Beweggründe für die Gründung vom Verein?

Michaela Wendt: Unser Verein „12 Wochen – Hebammenbegleitung bei frühem Schwangerschaftsverlust“ wurde 2020 von sieben in Österreich tätigen Hebammen gegründet. Initiatorin war die Hebamme Eli Candussi, welche auf die Fürst Franz Josef von Liechtenstein Stiftung aufmerksam wurde. Im Jahr 2020 verlieh die Stiftung ihren Stiftungspreis an Projekte mit dem Thema rund um besondere Leistungen zur Unterstützung von Frauen und Paaren beim Tod ihres Kindes in der Schwangerschaft oder rund um die Geburt. Auf der Suche nach Hebammen, welche ein Projekt rund um das Thema Kindsverlust startet möchten, wurde Eli Candussi rasch fündig. Wir Hebammen waren uns einig, dass es für Frauen in Österreich derzeit keine Hebammenbetreuung bei frühem Schwangerschaftsverlust gibt und es wurde eine Projektplanung verfasst und eingereicht. Die Projekteinreichung zur Betreuung von Frauen mit frühem Schwangerschaftsverlust in Österreich wurde von der Fachjury mit einem Sonderpreis ausgezeichnet und dies war die Geburtsstunde unseres Vereins „12 Wochen – Hebammenbegleitung bei frühem Schwangerschaftsverlust“.

Linda: Was genau macht der Verein?

Michaela Wendt: Das Hauptinteresse unseres Vereins ist das Bereitstellen einer niederschwelligen, kostenlosen und professionellen Hebammenbegleitung bei Schwangerschaftsverlust im ersten Schwangerschaftsdrittel (frühe Fehlgeburten und Schwangerschaftsabbrüche), für alle Frauen* und Familien, die das in Österreich wünschen.

Wir möchten jede Frau*, die von einem frühen Schwangerschaftsverlust betroffen ist, empathisch, ressourcenorientiert und evidenzbasiert begleitet wissen

Mit unserer Arbeit als gemeinnütziger Verein möchten wir jede Frau*, die von einem frühen Schwangerschaftsverlust betroffen ist, empathisch, ressourcenorientiert und evidenzbasiert begleitet wissen. Wir wollen dann zur Seite stehen, wenn man keine Worte mehr findet, wenn man um Luft ringt und die Welt aus den Fugen gerät. 

Linda: Wie funktioniert das im konkreten Fall?

Unser Verein möchte Frauen* eine österreichweite, evidenzbasierte und empathische Unterstützung durch Hebammen – vor, während und nach einem frühen Schwangerschaftsverlust - bieten. Wir Hebammen des Vereins ermöglichen Frauen*, dass sie eine informierte Entscheidung treffen können. Individuelle Wege zu akzeptieren, passend für die jeweilige Lebenssituation und dabei wertfrei zu begleiten, sehen wir als unsere Aufgabe.

Wir arbeiten gerade an unserem ersten Projekt: eine kostenlose österreichweite Hotline sowie eine kostenlose Chatberatung für Frauen* mit frühem Schwangerschaftsverlust.

Wir arbeiten gerade an unserem ersten Projekt. Wir möchten eine kostenlose österreichweite Hotline sowie eine kostenlose Chatberatung für Frauen* mit frühem Schwangerschaftsverlust etablieren, um so für JEDE betroffene Person in ganz Österreich niederschwellig erreichbar zu sein. Wir hören zu, klären auf und begleiten auf dem jeweils individuell gewählten Weg.

Linda: Was sind die Ziele des Vereins?

Michaela Wendt: Unsere Ziele sind ambitioniert und wir arbeiten mit großer Motivation sie umzusetzen. Wir möchten österreichweit alle Frauen* vor, während und nach einem frühen Schwangerschaftsverlust unterstützen - evidenzbasiert und empathisch durch Hebammen. Wir möchten informierte Entscheidungen ermöglichen, damit Betroffene den für sie passenden Weg gehen können. Außerdem soll die interdisziplinäre Zusammenarbeit gestärkt werden und wir möchten  Fortbildungen für Fachpersonen organisieren. Ein weiteres Ziel ist die Unterstützung der Forschung durch Dokumentation und Zurverfügungstellung der anonymisierten Daten. Unser oberstes Ziel ist die Hebammenbegleitung bei frühem Schwangerschaftsverlust als Kassenleistung für jede Frau* in Österreich.

Unser oberstes Ziel ist die Hebammenbegleitung bei frühem Schwangerschaftsverlust als Kassenleistung für jede Frau* in Österreich

Linda: Welche Vision hat euer Verein?

Michaela Wendt: Die Fehlgeburt im ersten Schwangerschaftsdrittel wird gesellschaftlich kaum beachtet, obwohl es ein häufiges Schicksal ist und einen starken Bruch im Leben einer Familie darstellen kann. Frauen* und Familien, die eine Fehlgeburt oder einen Schwangerschaftsabbruch erleben, befinden sich in einer psychischen Ausnahmesituation. Hebammen betreuen in Schwangerschaft, bei Geburt und im Wochenbett. Wir sind der Meinung, dass egal wie lange eine Schwangerschaft dauert, wann und wie die Geburt stattfindet, die Betroffenen in dieser Zeit neben einer medizinischen Begleitung auch emotionale Stütze brauchen. Aus der Sichtweise einer gelungenen Gesundheitsförderung ist es wichtig, früh anzusetzen. 

Es ist uns ein Anliegen, mit unserer Arbeit die gesundheitspolitische Lage in Österreich für Frauen* und Betroffenen, welche eine Fehlgeburt oder einen Abbruch erleben, zu verbessern.

Linda: Wie kann man euren Verein konkret unterstützen?

Michaela Wendt: Da gibt es einige Möglichkeiten:

Spenden auf das Vereinskonto:

Konto: 12 Wochen – Hebammenbegleitung
IBAN: AT964213090100269126
Verwendungszweck: SPENDE

Oder man wird Teil unseres Crowdfundings unter: https://gofund.me/f4fb36df

Wir freuen uns auch sehr über neue Mitglieder unseres Vereins, dies können Hebammen, medizinische Fachpersonen oder Unterstützer*innen sein. Weitere Infos dazu findet man unter https://12wochen.at

Kontakt zur „Autorin“: m.wendt@12wochen.at

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